Zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Pfarrer von St. Marien Brögbern Franz R. :
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“.
„Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen!“
„Ich war total überfordert“
„Irgendwie überrascht mich diese schockierende Nachricht nicht!“
„Hätten wir damals was sehen können, wenn wir gewollt hätten?“
„Warum nach so vielen Jahren?“
Dieses sind nur einige, wenige Äußerungen, die ich in den letzten Tagen mitbekommen habe.
Wut, Tränen, Betroffenheit, zerstörte Bilder, verlorenes Vertrauen: darum geht es.
„Musste das jetzt noch so öffentlich gemacht werden, der Pastor ist doch schon lange tot. Es schadet doch nur der Kirche und ihrer Glaubwürdigkeit“ – auch das war in den letzten Tagen zu hören und zu lesen.
Liebe Leser/innen,
und genau da bin ich anderer Meinung. So schwer es gerade auch ist, auszuhalten; so weh es auch tut (gerade auch als Pastöre, als pastorale Mitarbeiter/innen und auch als ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in unserer Kirche), ich denke unsere Aufgabe ist es heute, aus fatalen Fehlern zu lernen.
So wie es war, war es falsch! Ich denke und hoffe, dass wird mittlerweile auch der Letzte begriffen haben.
Was wir brauchen ist eine Haltungs- und Bewusstseinsänderung, die Hinschaut und nicht aus falscher Scham wegschaut. Dabei geht es mir aus heutiger Sicht nicht um irgendeine dörfliche Schuldzuweisung von damals: denn was gewesen ist, können wir nicht rückgängig und ungeschehen machen.
Was wir aber tun können, ist daraus lernen und einen Atmosphäre des Redens zu schaffen.
Zurzeit arbeiten wir an einem Format wie wir weiter an diesem Thema dranbleiben können.
Ich wünsche mir, dass wir dabei sensibel miteinander umgehen, aber auch offen die derzeitige Lage bewerten.
Ich wünsche uns, dass wir uns trotz allem nicht entmutigen lassen und vertrauen haben in die Wege, die Gott mit uns gehen will. Und ich danke allen, die in den vergangenen Tagen so verantwortungsvoll mit der schwierigen Situation umgegangen sind und weiterhin umgehen.
Herzliche Grüße
Ihr Pastor Hartmut Sinnigen